LeserInnenbrief zur Situation in den Pflegeheimen

Immer wieder hört man im Zusammenhang mit Corona den Satz: "Aber die meisten waren ja alt und starben im Pflegeheim." Oder "An irgendwas muss man ja sterben" Diese Aussagen sind wenig sensibel und zeigen, dass die Menschen, die dies sagen, sich nicht bewusst sind, dass Alters- und Pflegeheime nicht einfach ein Ort sind, an dem Alte deponiert werden, bis sie sterben, sondern dass es das zu Hause von Menschen ist, deren Leben nicht weniger Wert hat, nur weil sie alt und vielleicht gebrechlich sind. Natürlich wären viele von diesen Menschen in den nächsten Monaten und Jahren auch ohne Corona gestorben, das macht die Situation in den Institutionen aber nicht besser.  In den Heimen gibt es Freundschaften, Beziehungen, Romanzen und Ehen, wie ausserhalb auch. Wenn nun innerhalb weniger Wochen sehr viele Menschen in einem Heim sterben, ist dies traumatisierend für die Angestellten, aber auch und vor allem für die BewohnerInnen. Sie, die ohnehin schon nur noch wenige Kontakte haben, werden ihren FreundInnen, Ihren WegbegleiterInnen beraubt. Und dies, ohne sich richtig verabschieden zu können. Ich wünschte mir, dass sich die Menschen dessen bewusstwerden, bevor sie oben genannte Aussagen machen.

 

Nadine Vögeli

Kantonsrätin SP, Hägendorf

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